Smart Mirror

Upcycling Projekt

24.06.2019

Smart Mirrorein ganz
besonderes
Projekt

Einen Smart Mirror aus Neuteilen zu bauen, ist die übliche Vorgehensweise. Richtig interessant wird es jedoch, wenn wir es mit einem 150 Jahre alten Rahmen zu tun haben! Wir begannen unser neues Vorhaben mit folgenden Einzelteilen: Ein Raspberry Pi, eine Vesa Halterung und einem alten 19-Zoll-Monitor. Daraus sollte ein smarter Spiegel entstehen!

Schränke

Der Zustandwar verbesserungswürdig

Die Basis unseres Smart Mirrors sollte eine Antiquität sein. Daher begaben wir uns auf die Suche, bis wir diesen Schminkspiegel entdeckt haben. Geschätzt stammt er aus dem Jahr 1850 und war leider nicht mehr schön anzusehen. Die Bilder belegen ganz gut den Zustand der Oberflächen. Das Positive: Es war kaum etwas herausgebrochen und die Spiegelmaße von 35 x 45 cm erschienen uns ideal für das Vorhaben. Die Bearbeitung der Schäden am Holz stellten uns vor eine große Herausforderung. Da man ein antikes Möbel nicht mal eben neu im Geschäft kaufen kann, ist hier höchste Vorsicht geboten! Daher haben wir über Instagram Möbelrestauratoren gefragt, wie wir am besten vorgehen könnten. In diesem Zusammenhang: Vielen herzlichen Dank an Alexander Eschke aus Halle und "Palm_upcycling" aus Bad Salzuflen.

Viele UmbauarbeitenDie Erkenntnis

Das antike Schmuckstück wurde zunächst auseinandergebaut und der Spiegel entnommen. Diesen benötigten wir, um den Spionspiegel (damit die Schrift des Monitors durchscheint) in der richtigen Größe zu bestellen. Hierbei fiel uns auf, dass der gesamte Spiegelrahmen am besten neu verleimt werden sollte. Ohnehin mussten für Monitor und Kleincomputer ein Rahmen gebaut werden. Danach sollte dieser wieder in den Spiegelrahmen eingeleimt werden. Es gab also viele Umbauarbeiten, die noch vor uns lagen. Das Holz für den Technikkasten haben wir uns bei Expresszuschnitt.de direkt passend geschnitten bestellt. Die Idee, dies selbst zu machen, wurde schnell aus Kostengründen verworfen. Auf den Bildern sehen Sie die erste Probeanpassung "Rahmen in Rahmen". Es konnte zügig weitergehen: Die Bretter wurden auf den Millimeter passend zugeschnitten und angeliefert.

Oberfräsedie Verwendung

Der verwendete Monitor hat herausstehende Bedienelemente, die eine Aussparung erfordern. Hierfür benötigt man eine Oberfräse. Solch ein technisches Gimmick hatten wir bis dato noch nicht in Gebrauch und leider auch keine wirkliche Ahnung, wie man damit umgeht. Nach der ausführlichen Lektüre der Bedienungsanleitung und zahlreichen YouTube-Videos zum Thema „Oberfräse“, fanden wir das passende Werkzeug hier im Kieler Bauhaus. Somit konnten wir mit einer Probefräsung beginnen!  Wir verwenden die BOSCH POF 1400 ACE. Aus eigener Erfahrung können wir sagen: “Für Anfänger bestens geeignet”, alles andere ist Sache der Experten. Nun war es an der Zeit, die richtige Nut zu fräsen. Unsere erste Test-Fräsung verlief erfolgreich und der Rest war auch wirklich ganz einfach.

Das Resultatalles passt perfekt

Es ist die zweite Fräsung die wir jemals gemacht haben. Passt perfekt!  Kleiner Test, haben wir alles richtig gemacht? Das Spionglas für den Spiegel haben wir hier in Kiel von der Glaserei Pries erhalten. Vielen Dank nochmals dafür!

Smart MirrorProbelauf

Nun wollten wir testen, ob die Technik überhaupt das hergibt, was wir uns vorgestellt haben. Hier sehen wir, dass die mit dem ursprünglichen Image von MagicMirror2 erstellten Anpassungen greifen. Den Kalender, Ort und die Begrüßungen haben wir angepasst. Außerdem, was man hier leider nicht sieht, läuft unterhalb der RSS Stream von Spiegel Online. Eine andere Nachrichtenquelle hätte man für dieses Projekt auch nicht nehmen können.

Der Rahmenbaukann beginnen

Also gut: Unser Spiegel ist online – auf geht’s zum endgültigen Rahmenbau.  Wir wollten unbedingt Naturmaterialien verwenden. Zum einen, weil es besser für die Umwelt und Gesundheit ist, zum anderen, weil wir nur so viel erneuern wollten, wie es notwendig war. Daher haben wir uns für Fischleim von Hermann Sachse 1901 aus Berlin entschieden. Nun wird die Technik in den Rahmen gelassen. Das schwarze Klebeband wurde benötigt, damit der helle Rahmen des Monitors nicht durchscheint. Also musste alles, was nicht reines Display war, schwarz abgeklebt werden.

Holzrestaurierungein besonderes Kapitel

Wie bereits beschrieben, musste am Träger mit den Schubladen einiges getan werden. Tipp 1 war: Die Oberfläche mit Alkohol zu behandeln. Das funktionierte ganz gut, aber danach sah man die Schäden leider erst richtig.

Schleifarbeitenmit Präzision

Tipp 2: Abschleifen mit möglichst feinem Papier. Schnell wurde uns klar, Alkohol alleine genügte nicht. Das Furnier war ziemlich empfindlich und nicht besonders dick. Daher ist hier 800er und 1000er Schleifpapier zum Einsatz gekommen.

Die Schellack Politurdas Finale

Für eine gute Schellack Politur benötigt man Polierballen aus Schafwolle, Baumwolle und Leinen. Dazu natürlich selbst angesetzte Politur und starke Nerven. Es ist ganz wichtig, einen Ballen für das Vorpolieren zu nehmen sowie einen für das Finish. Bei unversiegelten Hölzern kann/sollte mit Bimsmehl gearbeitet werden. Dieses Mal haben wir auf das Bimsmehl verzichtet. Die Schellack-Flocken werden in Ethanol aufgelöst. Das hat leider nicht so reibungslos funktioniert, wie wir es uns erhofft hatten. Wir mussten häufig durchrühren. Beizeiten werden wir uns ein Verfahren ausdenken, damit diese Arbeit mit weniger Aufwand durchgeführt werden kann.

Stufe 1bis zum Finish

Hier wurde die erste Schicht aufgetragen.

Stufe 2bis zum Finish

Die Schubladen, ebenfalls versehen mit der ersten Schicht.

Stufe 3bis zum Finish

Der Spiegelrahmen nach der ersten Behandlung. Die Schubladen und der Rahmen sind etwas dankbarer im Umgang mit der Politur. Je größer die Fläche, umso schwieriger wird es, ein sauberes Ergebnis zu bekommen. Ist man zu ungeduldig, reißt man die letzte Schicht auf. Ohnehin muss zwischen den einzelnen Schichten mindestens 24 Stunden gewartet werden. Optimal ist es: 1 Schicht am Freitag aufzutragen, die Nächste dann wieder erst am Montag.

Das Finaleein überragendes Ergebnis

Hier sehen Sie das Resultat nach der dritten und der fünften Schicht!

Verkleidung der Rückwandmit Stoff

Diesen schönen Stoff verwendeten wir als Verkleidung.

Fertig montierter Smart Mirrorin unserer Werkstatt

Wir sind begeistert. Unsere Mühen haben sich gelohnt!